Nicht gemeckert ist Anerkennung genug!
Mit nichten! Es ist schädlicher als angenommen. Und es geht nicht um Lob (wie es eigentlich richtig heißen würde). Daher: Feedback-Führung!
Was ist das denn für ein neumodisches Zeug? Zur Veranschaulichung ein Beispiel:
Helmut ist ein gestandener Manager, hat 17 Leute unter sich, acht von ihnen hat die Geschäftsleitung vor einigen Monaten ins Home Office geschickt und ihre Büros in eine lange benötigte Werkstatt für Sonderfertigung umgebaut. Nach zwei Monaten ruft mich Helmut an:
„Das geht so nicht! Die laufen aus dem Ruder! Die müssen wieder hierher ins Büro!“
„Wie, deine Firma baut ein neues Gebäude? Oder schließt die Sonderfertigung, damit ihr wieder einziehen könnt?“
„Hast ja recht, das wird nicht passieren. Aber wenn ich den Leuten zu Hause Aufgaben gebe, dann sind die am Stichtag oft nicht ganz fertig oder zu teuer geworden oder nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Was kann man da machen?“
Feedback-Führung. Bei jenen drei MitarbeiterInnen, die bislang immer wunschgerecht am Stichtag ablieferten, braucht Helmut das nicht. Aber bei den anderen fünf. Also sagt er zum ersten Mitarbeiter:
„Wie lange brauchen Sie für diese Aufgabe?“
„Hm, so um die fünf, sechs Tage.“
„Wie wäre es mit vier?“
„Ja, wird knapp, aber geht auch.“
„Prima. Dann geben Sie mir bitte nach zwei Tagen Feedback. Sagen Sie mir, wie es läuft, was Sie schon geschafft haben und was noch ansteht. Wir stellen das gleich in den Terminkalender ein.“
Wenn Helmut zur Halbzeit der Arbeitspakete Feedback bekommt, läuft nichts aus dem Ruder, weil er gegebenenfalls bei der „Halbzeit-Besprechung“ Probleme erkennen und gegensteuern kann. Bei größeren Arbeitspaketen setzt er natürlich mehrere Zwischenbesprechungen an. Da Helmut ein Vorgesetzter alter Schule ist, reicht ihm das noch nicht. Er meint:
„Ja, gut, aber dann ist der Mitarbeiter immer noch zweimal zwei Tage unbeaufsichtigt! Da krieg ich Zahnweh bei!“
Auch dagegen ist ein Kontroll-Kraut gewachsen. Wenn es dir auch so geht, sag dem Mitarbeiter:
„Wenn vor Erreichen unseres Feedback-Termins Probleme auftauchen oder sich Verzögerungen oder Abweichungen abzeichnen, dann geben Sie mir das nötige Feedback bitte vor unserem Termin. Und zwar sofort, umgehend, noch in derselben Stunde, in der Sie die Abweichung erkennen. Dann bin ich Ihnen nicht böse. Wenn Sie dagegen länger warten, zögern, zaudern – dann kriegen wir beiden mächtig Ärger miteinander.“
Auch das funktioniert – sofern Helmut tatsächlich nicht böse wird, wenn ein Mitarbeiter rechtzeitig „Im Keller brennt Licht!“ meldet.
Seit Helmut mit Feedback führt, hat er die Kontrolle auch über seine Leute im Home Office – und erstaunlicherweise mehr Zeit. Denn als sie noch alle da waren, war er so mit Kontrollieren beschäftigt, dass er kaum Zeit für alles andere hatte. Jetzt hat er mehr Zeit für strategische Aufgaben. Das Home Office seiner MitarbeiterInnen entlastet und nutzt auch ihm. Jetzt sagt er sogar manchmal halb scherzhaft: „Das klappt so gut – ich glaub, ich schick die alle nach Hause!“ Na, Helmut, nicht übertreiben.
Wie sind Deine Erfahrungen? Wie führst Du? Wie wirst Du geführt?
Ich stehe gerne als Sparringspartnerin oder Coach zur Verfügung:
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