Schon bemerkt? Die Arbeit hat sich verändert. Wesentlich. Fundamental. Deshalb spricht man auch von New Work. Gemeint sind damit revolutionäre neue Formen der Arbeit wie Co-Creation, Co-Working, Coopetition, Open Innovation und viele andere mehr. Spürst du schon was?
Den meisten grummelt es bereits beim Lesen dieser neuen Begriffe in der Magengegend. Das liegt an einem zentralen Charakteristikum. Alle diese neuen Formen basieren nämlich auf etwas, das uns im aktuellen beruflichen Kontext relativ fremd ist: das Teilen von Ideen, Wissen, Kontakten, Informationen, Ergebnissen, Erkenntnissen. Das stößt uns bitter auf.
Wir teilen Wissen nicht gerne, denn: Wissen ist Macht! Tesla hat vor Monaten seine Entwicklungsergebnisse online gestellt, damit sich die Technologie schneller verbreitet. Linux ist Open Source – um nur ein Beispiel zu nennen. Aber immer noch entfährt es Entwicklern, Technikern, Managern und Ingenieuren spontan, wenn sie von New Work hören: „Wir verraten doch keine Firmengeheimnisse!“ Dahinter steht die berechtigte Überlegung: „Das ist meins und dafür steckt sich niemand sonst die Lorbeeren an!“ Ein normaler, vernünftiger Mensch teilt nicht gerne seine Schätze mit anderen. Hierzulande.
Weil wir in einer individualistischen Kultur leben. In Japan, in ganz Asien, ist das anders. Dort lebt man eine Kollektivkultur. Dort teilt man. Ganz selbstverständlich. Weil man weiß: Viele sehen und entwickeln mehr als wenig. Das nennt man dann neuhochdeutsch Crowd Development. Oder auch Schwarmintelligenz. Dahinter steckt die simple wie brillante Erkenntnis: Wissen wird nicht weniger, wenn man es teilt. Im Gegenteil. Es wird mehr. Aber immer noch herrscht in unseren Köpfen die Furcht: „Wenn mein Konkurrent weiß, was ich entwickle, dann hab ich ja keinen Wettbewerbsvorteil mehr!“ Was aber, wenn mit der Digitalisierung nicht nur das Analoge, sondern auch dieser Konkurrenzgedanke abgeschafft worden wäre?
Was, wenn ein einzelnes Unternehmen gar nicht mehr alleine überleben, Erfolg haben kann? Wie kann ein einzelner Automobilhersteller heute noch überleben, wenn demnächst Google, Tesla und Apple die besseren Autos bauen? Konkurrenz hat gestern Wettbewerbsvorteile geschaffen. Heute ist das Gegenteil der Fall: Wenn ich nicht mit anderen teile und zusammenarbeite, frisst mich die neue Konkurrenz aus der Phalanx der Tech Economy. Deshalb sollten wir das Teilen lernen.
Niemand sollte das sprunghaft versuchen: Ab sofort machen wir Open Innovation! Das löst die Rebellion im Unternehmen aus. Das ist zu viel auf einmal. Wenn wir in Unternehmen die Idee vom Teilen einführen, beginnen wir immer ganz klein: „Ich soll meine neueste Entwicklung mit dem Internet teilen? Nie im Leben!“ Natürlich nicht – aber wie wäre es mit der Nachbar-Abteilung? Denn selbst die direkten Nachbarn im Unternehmen haben ja oft keine Ahnung, was drei Türen weiter vor sich geht.
Die Nachbarn sind regelmäßig völlig überrascht von der neuen Art der Zusammenarbeit und des Teilens. Und es kommt immer etwas Besseres dabei heraus – für alle Beteiligten. Natürlich muss man den Prozess moderieren! Das funktioniert nicht auf Anordnung. Dann brechen wieder die alten Rivalitäten aus. Aber wenn man das gut moderiert, lernen alle: Geteilte Ideen sind doppelt so gute Ideen. Das spricht sich dann auch herum. Vor allem bei jenen, die noch ein Problem mit dem Teilen in der neuen Zeit haben.
Nichts überzeugt Skeptiker so schnell wie Kollegen, die gute Erfahrung damit gemacht haben: „Teilen ist neu, Teilen ist gut. Uns hat es weitergebracht. Macht doch beim nächsten Mal einfach mit. Dann machen wir das zusammen. Dann seht ihr, wie das geht.“ Genau so machen wir das.
Dieser Blogpost ist auch in der Blogparade mit dem Titel: #Zukunftsblick: Die Welt von morgen (link: http://www.ottogroupunterwegs.com/blog/blog/posts/Blogparade-Zukunftsblick-Die-Welt-von-morgen.php) erschienen, die von ‚Unterwegs powered by Otto Group‘ ins Leben gerufen wurde und in der über die sich verändernde Arbeitswelt diskutiert wird.