Change

Irgendwas muss anders werden


Das höre ich ständig im Life Coaching. Diese diffuse Unzufriedenheit mit dem Job oder der Familie, der Karriere, der Welt, dem Leben. Eigentlich läuft alles ganz toll, man hat einen gut bezahlten Job, die Kollegen sind auch überwiegend nett, man hat einen vorzeigbaren Lebenspartner, ein schönes Zuhause – und? Das war’s jetzt?

Irgendwas nagt an einem, aber man weiß nicht was. Allein dieser Zustand macht schon Frust. Nicht zu wissen, was nicht stimmt. Viele machen dann den Sigmund Freud und versuchen herauszufinden, woran es denn liegen könnte. Oder machen Outsourcing: Sie machen ihr Umfeld verantwortlich. Der Arbeitgeber müsste doch, der Partner sollte, die Freunde müssen – beides beliebte Holzwege.

Denn wenn ich tatsächlich herausbekäme, was mich so latent unzufrieden macht, weiß ich immer noch nicht, wie ich das ändern könnte. Das eine hat mit dem andern so gut wie nichts zu tun. Also fängt man am besten nicht beim einen an, sondern gleich beim andern: Man muss das Problem nicht kennen, um es lösen zu können. Man kann auch gleich mit der Lösung anfangen. Das ist keine Quacksalberei, das ist das Zentralprinzip der Kurzzeit-Therapie (nach Steve de Shazer und Insoo Kim-Berg) und der Very Short Therapy (z.B. nach Rubin Battino). Das Rezept klingt so einfach, dass es viele bislang übersehen haben:

Mach einfach mal was anderes!

Die Logik dahinter ist simpel und deinem Bauch längst vertraut: Probieren geht über Studieren. Wenn ich etwas Neues oder etwas Altes anders mache, eröffnen sich mir automatisch und ohne viel Zutun neue Perspektiven, Einsichten, Erkenntnisse, Chancen, Möglichkeiten und Optionen, neue Wege, Gesichter, Kontakte, Angebote. Weil das so simpel und wirkungsvoll ist, verstehen das viele nicht und fragen mich im Coaching genervt:

Ja was soll ich denn konkret anders machen?

Und die Antwort lautet:

Egal!

Anything goes, alles geht. Hier einige spontane Meldungen meiner Coachees: „Das Frühstücksei mit der andern Hand aufschlagen!“, „Auf der andern Seite vom Mittagstisch sitzen!“ Die Coachee „entdeckte“ dabei einen wunderbaren Baum im eigenen Garten, auf dem ein Eichhörnchen umherrannte – und „vergaß“ zum ersten Mal seit Jahren die Zigarette danach. Die Zigarette nach dem Mittagessen. „Einen andern Weg zur Arbeit nehmen!“, „In ein Meeting gehen, in das ich sonst nie gehe.“ „Das Hobby eines Freundes ausprobieren.“ „Ein Buch lesen, das ich sonst nie gelesen hätte.“ Und so weiter. Es kommt immer was dabei heraus.

Und immer etwas, das einen weiterbringt. Selbst wenn herauskommt „Das ist aber wirklich nichts für mich!“ bringt dich das weiter, weil dich jeder Irrweg deinem wahren Weg näherbringt. Näher als wenn du unzufrieden stehen bleibst und auf der Stelle trittst. Daher der berühmte Spruch von Heinz von Foerster: „Handle stets so, dass weitere Möglichkeiten entstehen.“ Wann immer ich den Raum meiner Möglichkeiten erweitere, erhöhe ich auch die Chance, etwas zu entdecken, was mich wirklich weiterbringt und von meiner Unzufriedenheit erlöst. Also: Mach was Neues! Mach etwas anders! Jeden Tag.

Ich kann dir garantieren: Wenn du von heute an jeden Tag nur drei Dinge neu oder anders machst, stellst du binnen eines Quartals dein Leben auf den Kopf. Oder vom Kopf auf die Füße. Egal: Es wird sich was ändern. „Irgendwas in meinem Leben muss sich ändern!“ Nach diesem Quartal weißt du, was. Wenn nicht früher. So einfach geht das. Wenn man es sich einfach macht. Wenn man es einfach macht.

Manche machen es spontan, andere basteln (auch im Coaching) eine Liste der Optionen: Diese Woche probiere ich 1 bis 5, nächste Woche 6 bis 10 … So kann man schon in wenigen Wochen ein ganzes Leben ändern. Viele hängen sich in einer Problemtrance auf.

Sie wälzen Gedanken, Probleme und Sorgen. Sie leiden an ihrer Lebenssituation und an ihrer Unzufriedenheit. Beide Rezepte wirken nicht wirklich gut: In der Problemtrance festhängen und an etwas leiden löst leider nichts und macht nichts besser. Wer etwas ändern möchte, sollte das ruhig wörtlich nehmen: Ändere etwas!

Irgendetwas!