Digitale Transformation

15.000 Stunden


Wir alle reden von Erfolg, wir alle wollen Erfolg. Doch nur die wenigsten wissen, dass Erfolg, Performance, Höchstleistung ein Gebiet ist, das sehr gut erforscht ist. Erfolg ist selten Zufall, sondern folgt einfachen, klaren Regeln. Eine dieser Regeln, die die Forschung aufgedeckt hat, ist zum Beispiel die 10.000-Stunden-Regel. Sie geht auf eine Studie des Psychologen K. Anders Ericsson und zwei seiner Kollegen zurück:

Du willst auf (d)einem Gebiet ein herausragender Experte werden? Dann praktiziere 10.000 Stunden auf dem Gebiet. Danach bist du einer.

Malcolm Gladwell (in: „Outliers“) belegt die Wirksamkeit der Regel an Beispielen wie Bill Gates oder den Beatles: Reiß deine 10.000 Stunden runter und du bist ein Star, Experte, ein Sieger. Warum zum Beispiel produziert Brasilien so unheimlich viele Fußballstars?

15000 Stunden

Gute Gene? Das Klima? Nein. Forscher rechneten hoch: Ein brasilianischer Jugendkicker hat im zarten Alter von acht Jahren schon unglaubliche 15.000 Stunden Fußball gespielt. Nehmen wir an, ein deutscher Junge entdeckt mit sechs Jahren seine Liebe zum runden Leder und trainiert die nächsten zwei Jahr zweimal zwei Stunden in der Woche, 30 Wochen im Jahr, ergibt – was tippst du?

240 Stunden. Verglichen mit den 15.000 Stunden des brasilianischen Jungen ist das ein Witz. Ein Wunder, dass Deutschland überhaupt noch brauchbare Fußballer produziert. Ein Wunder? Wahrscheinlich haben die als Kinder nachmittags gekickt, anstatt Hausaufgaben zu machen und sind so auf ihre 10.000 Stunden gekommen.

Was Ericson ebenfalls empirisch nachwies: Es gibt keine Naturtalente oder Genies. Nicht, wenn es um Erfolg geht. Erfolg ist schlicht und einfach und langfristig betrachtet immer das Produkt von viel (intentionaler, bewusster, gezielter und feedback-optimierter) Übung und Praxis. Das wissen leider bloß wenige. Warum wohl? Weil Übung und Praxis Überwindung und Fleiß kosten. Und wer will das schon, wenn man sich auch ohne durchmogeln kann? Leider glauben das viele, wenn es um die Transformation geht. Oft höre ich:

„Wir haben Design Thinking (oder jede andere digitale Methode) probiert. Hat nicht funktioniert.“

„Wie oft haben Sie es denn probiert? Für wie viele Stunden?“

„Bloß einmal, für drei Tage. Warum auch länger, wenn das nicht funktioniert?“

„Schon mal was von der 10.000-Stunden-Regel gehört?“

Wohlgemerkt: Nach 10.000 Stunden bist du Champion und Experte für eine Sache. So lange musst du eine einzelne digitale Methode nicht trainieren, damit sie läuft! Aber bloß drei Tage sind ein Witz. Zwischen drei Tagen und 10.000 Stunden liegt das Kontinuum deiner Expertise: Tuste was, dann wirste was. Von nichts kommt nichts. Erfolg fällt nicht vom Himmel. Übung macht den Meister, die Meisterin.

Erfolg ist das zwingende Ergebnis von (ausreichend) Praxis. Hast du diese Praxis? Gönnst du dir diese Praxis? Buchst du dir selber Zeit dafür ein? Und deinen Leuten? Jede neue digitale Methode muss man trainieren, jede neue Technologie praktizieren, bis es läuft, funktioniert, dir in Fleisch und Blut übergeht.

Die Digitale Transformation ist kein Event, sondern ein Trainingsauftrag. Transformation ist Trainingssache.

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